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At home north and south

Für Izabela Brückner ist Heimat auf beiden Seiten des Erzgebirgskamms, denn sie wurde in Tschechien geboren, lebt aber schon sehr lange in Deutschland. Nachdem sie insgesamt 16 Jahre bei der Stadtverwaltung Chemnitz tätig war, u. a. als Sozialarbeiterin, hat sie jetzt den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und ist zur „Impulsgeberin“ geworden.

 

Seit wann arbeiten Sie schon in Deutschland und warum haben Sie sich bei der Auswanderung für Deutschland als Ziel entschieden?

Nach Deutschland kam ich schon mit 8 Jahren, als meine Mutter nach einem längeren Auslandsaufenthalt in ihre Heimat zurückgegangen ist. Ich war damals 8 Jahre alt – die Entscheidung lag also nicht komplett bei mir.

In Deutschland arbeite ich seit meinem 13. Lebensjahr. Erst in verschiedenen Ferienjobs – Zeitung austragen, Eis verkaufen und als Betreuerin im Ferienlager. Dann habe ich zwei Jahre lang Philosophie, Sprachwissenschaften und interkulturelle Kommunikation studiert, wurde aber auf eigenen Wunsch exmatrikuliert und startete in ein FSJ (freiwilliges soziales Jahr). Im zweiten Anlauf habe ich dann mit Sozialpädagogik das passende Studium für mich gefunden.

 

Gab es Schwierigkeiten bei der ‚Übersiedlung‘? Falls ja, wie konnten Sie sie bewältigen? Hatten Sie Hilfe bei der Anerkennung von Abschlüssen, bei der Job- und Wohnungssuche usw.? Falls ja, von wem?

Schwierigkeiten gab es für mich grundsätzlich keine, aber mich quälte die Frage: Wo gehöre ich hin? Darauf eine schlüssige Antwort zu finden, fiel mir lange Zeit sehr schwer. Heute fühle ich mich nördlich und südlich des Erzgebirges heimisch.

Probleme bei der Anerkennung gab es überhaupt keine, weil ich meine Abschlüsse ja alle in Deutschland erworben habe.

 

Wenn Sie die Arbeitsbedingungen in Ihrem Heimatland mit denen in Deutschland vergleichen, was ist besser, was ist vielleicht nicht so gut?

Sozialarbeiter bekommen ca. 40–50 Prozent weniger Gehalt – bei einem derart anspruchsvollen und wichtigen Arbeitsbereich für die Gesellschaft finde ich das nicht ausreichend honoriert und wertgeschätzt.

 

Wie sind Sie auf Ihren aktuellen Arbeitgeber aufmerksam geworden?

Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, mich freiberuflich selbstständig zu machen – es ging mir aber darum, die Sache vom richtigen Ende her anzugehen.

Deshalb habe ich das erste Modul des Existenzgründerkurses der IHK (Industrie- und Handelskammer) besucht und wurde wegen meines Tätigkeitsschwerpunktes dann an den Verein Existenzgründung für freie Berufe e. V. vermittelt.

Im Juli 2019 habe ich dann schließlich den Schritt gewagt und mich freiberuflich selbstständig gemacht.

 

Was macht die Arbeit in der Selbstständigkeit aus? Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Job?

Ich bin beruflich frei und kann dabei ständig ich selbst sein.

Jetzt gebe ich alles, um ordentlich Fuß zu fassen und richtig durchzustarten.

 

Ihr Tipp für junge Menschen, die von einem Job in Deutschland träumen?

Auf jeden Fall sollte man zu allererst die deutsche Sprache lernen.

Außerdem ist es wichtig, Träume zu haben, diese aber mit realistischen Erwartungen anzugehen und nicht alles zu glauben, was irgendwo gesagt wird.

Eine gehörige Portion Mut und Vertrauen gehört auch dazu, denn man sollte unbedingt auf die Einheimischen zugehen und mit ihnen in Kontakt treten, z. B. über Netzwerke wie „Czech in Chemnitz“. Durch den Austausch kann man Synergieeffekte nutzen, denn es gibt so viele, die an dem „Anderen“

interessiert sind, und es lassen sich ganz leicht Hemmungen und Vorurteile abbauen.

Außerdem kann ich empfehlen, sich bei Bedarf professionelle Unterstützung zu suchen, z. B. bei Beratungsstellen wie der AGIUA e. V., die auf EU-Bürger und Fragen rund um Aufenthalt und Leistungen spezialisiert ist, aber auch die Beratung bei der Stadtverwaltung Chemnitz, Sachgebiet 50.42 – Soziale Beratung und Betreuung von Migranten in Chemnitz. Da bekommt man gute und vor allem fachlich hochwertige Unterstützung.

 

Welches Vorurteil über die Deutschen hat sich für Sie bestätigt? Welches stimmt überhaupt nicht?

Ja:         Pünktlichkeit ist ein hohes Gut – vor allem in der Verwaltung

Nein:      distanziertes Miteinander – Persönliche Dinge erfordern hier etwas Zeit und Geduld, aber unter einer harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern.

 

Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht auf Arbeit sind?

Ich verbringe gern Zeit mit meiner Familie, bin aber auch gern mal allein, kreativ oder im Bernsdorfer Freibad. Wenn ich die Seele baumeln lassen möchte, gehe ich in den Chemnitzer Nachbarschaftsgarten Zietenaugust.

 

Welches ist Ihr Lieblingsausflugsziel in der Region?

Die Kämme des Erzgebirges – auf deutscher und auf tschechischer Seite – da habe ich ein echtes Gefühl von Heimat.

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